Digitalisierung und Berufsschulreligionsunterricht
Digitalisierung fasziniert und macht Angst, und ist zugleich ein diffuser und vielschichtiger Begriff.
Anderthalb Tage, von 5. bis 6.November 2018, beschäftigten sich 17 hessische Fachsprecher*innen Religion/Ethik und die Berufsschulreferenten der hessischen Bistümer und Landeskirchen mit dessen Begriffsbedeutung und Auswirkungen auf den Berufsschulreligionsunterricht.
Dr. Heike Krämer vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) eröffnete das weite Feld im Blick auf die Berufswelt. Zum ersten Mal, sagte sie, spreche sie vor Religionslehrer*innen an Beruflichen Schulen und war von der sich entwickelnden Diskussion fasziniert. In den von ihr benannten Beispielen, wie dem audiovisuellen Bereich, wurden schon konkrete mögliche Bezüge zum Berufsschulreligionsunterricht deutlich: was sind seriöse Quellen, was ist Wahrheit? Der durch die Digitalisierung steigende Bedarf an fachlichen, personalen und sozialen Kompetenzen in der beruflichen Bildung stellte einen weiteren Andockpunkt dar. Die ethische Dimension, die Veränderung des Begriffs "Arbeit", die Frage nach dem Menschen - all das wurde in der sich anschließenden Diskussion benannt. Diese hätte durchaus noch mehr Zeit gebraucht.
Den Nachmittag gestaltete das Medienzentrum Offenbach. Hier unterstützte ein Schüler des Adolf-Reichwein-Gymnasiums Heusenstamm, der auch als Youtuber unterwegs ist, den Vortrag durch seine Anfragen und Perspektive. Was ist die Pädagogik des 21. Jahrhunderts, welche Didaktik brauchen wir, welches Medienbildungskonzept können Schulen erstellen, wie müssen sich Schulen verändern?
Noch vor dem Abendessen gab es eine informelle Runde zu aktuellen Entwicklungen im Bereich der Beruflichen Schulen. Dabei wurde u.a. auf die neue Verordnung für die Fachoberschule hingewiesen. Darin ist nun Religion/Ethik auch relevant für den Notenschnitt im Fachabiturzeugnis.
Digitalisierung in Kurzfilmen
Den Abend gestaltete traditionell Andreas Greif, Berufsschulreferent aus dem Bistum Fulda, mit ausgewählten Kurzfilmen zum Thema "Digitalisierung". Dabei wurde nach den Filmen "Find-Fix-Finish", "Call of beauty", "Ich folge dir" oder "Die Trolle", welche eher eine düstere Perspektive einnehmen, immer die Relevanz für den Berufsschulunterricht und die Schüler*innen gesucht.
Mit einer Andacht begann der Dienstag, der Psalm 139 "Du weißt von mir und Du kennst mich" in den Mittelpunkt stellte.
Andreas Ziemer vom PTI Drübeck, der schon am Montag angereist war und die Tagung verfolgt hatte, stellte mögliche konkrete Bezüge zum Berufsschulreligionsunterricht vor. Auf der einen Seite wurde dies an der Aufschlüsselung der sechs Kompetenzen in der digitalen Welt, die eine Arbeitshilfe der KMK von 2016 vorstellt, deutlich. Er griff andererseits noch einmal die 4K der Digitalisierung auf: Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritische Reflexion und machte sie exemplarisch konkret, so mithilfe der Plattform "kahoot.it", welche einige Kollegen schon im Unterricht nutzen, wie sich herausstellte.
Im Rückblick auf die Tagung wurde deutlich, dass Technik kein Selbstzweck sein dürfe, sondern immer dem Ziel des Unterrichts zu dienen habe. Die verschiedenen Blickwinkel auf das Thema Digitalisierung waren für alle Teilnehmenden sehr motivierend.
Dies ist die jährlich im November/Dezember stattfindende Fachsprechertagung aber auch durch den Aspekt der Solidarisierung und des gemeinsamen Blicks auf die Bedeutung des Religionsunterrichts an Beruflichen Schulen.
Das Thema für 2019 steht noch nicht fest, aber der Gastgeber - wahrscheinlich für den November 2019 - wird das Bistum Fulda sein.